Donnerstag, 14. August 2014

Puerto Maldonado- Unser Regenwald-Erlebnis!

Spontan entscheiden wir uns dazu, in der Yakari- Lodge, die ein abenteuerliches Urwalderlebnis verspricht, einzuchecken. Dazu werden wir vom Flughafen in den Stadtkern von Puerto Maldonado gefahren.
Nachdem geht es los! Wir haben unsere erste Bootsfahrt vor uns-  mit zwei weiteren Touristen, dem Bootfahrer und uns.
Angekommen und schon geht es schnell weiter, weil wir Verspätung haben und der erste Ausflug in zwanzig Minuten startet! Etwas essen, die Unterkunft sehen wir nachher und auch die Koffer werden erst später ausgepackt, d.h. keine Zeit, uns umzuziehen, und schon geht es los!

Der erste Ausflug: Canopy walk

Wir lernen, dass das Boot in dieser Region das wichtigste Transportmittel ist und fahren deshalb mit ihm zu unserem ersten Ausflugsort. Im Urwald geht es als Erstes auf einen 27m hohen Aussichtsturm, wo man in und über die Baumlandschaft sehen kann. Die Aussicht ist atemberaubend, auch wenn im Moment das Ziel ist, ein Tier zu sehen!
Anschliessend verbringen wir eine Stunde damit, gesichert über Hängebrücken zu gehen und uns abzuseilen. Das macht Spass!














Der zweite Ausflug: Kaimane sichten


Am Abend gehen wir vor dem Nachtessen noch auf Kaimansuche- im Boot und mit Lampe um den Kopf!
Dank unseren Guides sehen wir mehrere kleine Kaimane, die sich am Rand des Madre de Dios Flusses verstecken und wie erstarrt verharren.




Der dritte Ausflug: Papageie beobachten

Für diesen Ausflug heisst es früh aufstehen, um 4.00 Uhr läutet der Wecker! Wie wir aber nachträglich feststellen, lohnt sich dies wirklich! Wir haben die Möglichkeit, ein unheimlich spannendes Ereignis zu beobachten! Kleine und nicht so kleine Papageie fliegen aus allen Richtungen ans Flussufer, wo sie während ca. einer halben Stunde das Umfeld beobachten. Anschliessend fliegen alle, jedoch nicht aufs Mal an eine Erdwand, um an ihr zu nagen, stochern und lecken. Wie uns erklärt wird, tanken die Vögel so ihren Mineralbedarf auf. Zu hunderten befinden sich die Papageie auf kleinem Raum. Kommt ein Raubvogel angeflogen, schwirren die Papageie rasend schnell davon, um nach kurzer Zeit zurückzukehren. Unserer Meinung nach ist dieses Ereignis faszinierend!










Der vierte Ausflug: Lago Sandoval

Nach einer viertelstündigen Bootsfahrt erreichen wir den Startpunkt zu unserer mehrstündigen Wanderung in der Reserva Tambopata. Das Klima ist heiss und feucht, weshalb nach wenigen Minuten Marsch alle Teilnehmer durchnässt sind und das erste Mal nach der Wasserflasche greifen.
Nach drei Kilometern zu Fuss- wir sehen unter anderem Kapuzineräffchen, eine Vogelspinne, hunderte von Schmetterlinge, eine exotische Raupe, Vögel, spannende Bäume (Ficus) mit Lianen, verschiedene Ameisensorten, und einen Ameisenbär!- erreichen wir den Kanal, der uns zum See führen wird.
Wir steigen in ein schmales, aber langes Ruderboot und fahren in den See hinein. Die Stimmung im Boot ist auf eine Art eigenartig, gleichzeitig aber faszinierend. Sobald wir eingestiegen und losgefahren sind, ist es mucksmäuschenstill und alle lauschen und schauen. Womöglich, um so viel wie nur möglich von dieser atemberaubenden Szenerie aufzusaugen.
Das nächste Bild, das sich uns zeigt ist ein riesiger (gefühlt ist er riiiiiiiiesig) See, der von Palmen und Urwald umgeben ist.
Hier muss man etwas ausholen, um den See zu erklären. Ursprünglich ist der See kein See, sondern Teil des Madre de Dios Flusses. Jedoch bilden sich teils Schlaufen im Fluss, die im Laufe von hunderten von Jahren wieder verschwinden, weil sich die Pflanzen rund um die Schlaufen Richtung Wasser vereheren und so die Wasserfläche „übersäen“. So ist schlussendlich die Wasserfläche- in diesem Fall der Sandoval See- nicht mehr eine Wasser-, sondern eine Pflanzenfläche. Der Fluss ändert somit seinen Verlauf.
Auf dem See verweilen wir staunend und fahren dann zu unserem Mittagspausenort. Dort essen wir umgeben von hunderten von Schmetterlingen, die auch wieder die Mineralien im Boden suchen, Schildkröten, Vögeln, Wasser und Pflanzen eine in Bananenblätter gewickelte Mahlzeit.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause steigen wir wieder ins Boot und machen uns auf den Rückweg. Statt quer über den See, fahren wir diesmal dem Ufer entlang und sehen dadurch faszinierende Vögel wie z.B. den Tropischen Kormoran oder einen Ibis. Auch dass wir durch diese Route die brütende Hitze etwas umgehen, da wir im Schatten fahren, tut gut. Im Anschluss laufen wir die drei Kilometer zum Startpunkt wieder zurück. Zurück am Startpunkt dauert es 3-5 peruanische Minuten bis uns unser Boot wieder abholt und in die Lodge fährt.















































Der fünfte Ausflug: Einheimische Familie

Über Nacht hat es in Strömen zu regnen begonnen. Die mehr als halbstündige Bootsfahrt wird dadurch nicht angenehmer, es ist durch den Fahrtwind richtig kalt. Wir fahren zu einer einheimischen Familie, die ihr kleines Dorf am Rande des Madre de Dios Flusses hat. Zuerst fühlen wir uns etwas unwohl- einfach in anderer Leute „Wohnzimmer“ zu trampeln ist ungewohnt. Aber die Bewohner  bieten dies ja an.
Wir werden vom Häuptling- schick mit Federn auf dem Kopf- begrüsst und in das Leben des Stammes eingeführt. Die Mischung zwischen der Sprache seines Stammes (Ese’eja) und Spanisch ist speziell, aber wir erfahren einiges über die Kleidung, die Essgewohnheiten und das Leben von ihm und seinem kleinen Dorf.
Trotz allem bleibt der Nachgeschmack, dass nicht alles echt ist. Zum Ende- nach einem Tanz mit dem ganzen Dorf- werden wir in den Souvenir-Shop geführt. Angeblich alles von den Frauen des Häuptlings selbstgemacht- die Sachen sehen aber teilweise sehr industriell hergestellt aus. Auch dass der Stamm keine westliche Kleidung trägt, im Hintergrund aber eine Wäscheleine mit T-Shirts und Hosen hängt, das alles auf dem Markt in Puerto Maldonado zu teuer ist. Auch dass Plastikspielzeug und Tiefgefrierer- wenn auch nicht angeschlossen- herumstehen, lassen uns zweifeln.
Durchgefroren, enttäuscht und nass kommen wir wieder in der Lodge an. Das Nachmittagsprogramm- fischen- lassen wir aus und machen uns lieber einen gemütlichen Nachmittag im Trockenen.




Der sechste Ausflug: Isla de los monos

Den Morgen haben wir „frei“ bzw. es gibt einfach keine Gruppe, der man uns zuteilen kann um etwas Neues zu sehen. Wir machen also einen kleinen Spaziergang auf dem Lodge-eigenen Trail durch den Urwald. Mit Ausnahme eines weghuschenden Eichhörnchens, zwei Vögeln und ein paar Schmetterlingen sind wir aber leider glücklos.









Ganz anders am Nachmittag. Nach etwa 20 Minuten Flussfahrt erreichen wir die Isla de los Monos- die Affeninsel. Über einen Sandstrand kommen wir in den Urwald auf der Insel an. Ein kleiner Fussmarsch und schon sehen wir den ersten Kapuzieneraffen. Es ist schön, den Affen beim Herumklettern zuzuschauen. Einige halten den Affen Bananen und Orangen hin, welche diese auch gerne holen. Aber genau das ist schade, die sechs oder sieben Affen welche in diesen paar Bäumen zu Hause sind, sind sich Menschen gewohnt. Wieder haben wir das Gefühl, eine eher touristische Exkursion erlebt zu haben.















Am Abend führt uns unser Guide- in der Zwischenzeit sind nur noch wir von der ursprünglichen Gruppe übrig und haben so eine Art Privatführungen- nochmals auf den Lodge-Trail. Es ist schon dunkel und er will uns einige Insekten zeigen, die nachtaktiv sind. Eine gute halbe Stunde wandern wir durch den dunklen Urwald- mit etwas unwohlem Gefühl. Neben einer relativ grossen (und blitzschnellen) Vogelspinne sehen wir ein paar andere Spinnen, Käfer, Heuschrecken, schlafende Vögel und Schmetterlinge. Diese Führung war ein wenig unheimlich, aber sehr spannend! Zum Glück war der Führer dabei!


Der siebte Ausflug: Heilpflanzen und Früchte

Es scheint als ob selten jemand so lange bleibt- wir haben alle üblichen Touren absolviert.  Und so kommen wir in den Genuss von exklusiveren Führungen. Wieder sind wir nur mit unserem Führer Rolin unterwegs. Erneut geht es auf den Lodge-Trail. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf den Pflanzen: um giftige, aber vor allem um Heil- und Wunderpflanzen. Zu vielen Bäumen erfahren wir etwas, was daraus gewonnen werden kann, wie man es zubereitet und natürlich für- oder gegen- was es wirkt. So kommen wir tief in den Wald hinein, sehen sogenannte Affenkämme, Mandel- und Kakaobäume, Walking-Trees (diese Bewegen sich tatsächlich ca. 4cm pro Jahr!) und vieles anderes. Und wir sehen auch das, wovor wir etwas Respekt haben: Eine Schlange. Zum Glück hat sie mehr Angst vor uns und versteckt sich schnell im Unterholz.

Dank dieser Führung wird und noch bewusster, dass Flora und Fauna sich gegenseitig fördern und beschützen. Die Ureinwohner sehen in gewissen Bäumen heilige Pflanzen, sie beschützen die Menschheit durch ihren Harz, der Wirkung ihrer Blätter, warnen sie, wenn ein Gewitter sich naht, indem sie ihre Kronen schütteln. Es ist faszinierend, Rolin zuzuhören, wie er anstatt von einer Religion von einem Glauben an die Natur spricht.

Er erklärt uns auch das Schamanenritual „Ayauasca“, zu dem wir uns nicht begeistern können. Dabei geht es darum, einen Trank zu sich zu nehmen und dadurch Halluzinationen zu den Dingen zu haben, die einem wichtig sind. Anschliessend an dieses Ritual sind der Körper und die Seele gereinigt.











Am Nachmittag holt uns Rolin zu einer weiteren Sonderführung ab. Wir besuchen eine Fruchtplantage, ca. 20 Minuten Flussaufwärts. Auf dem kleinen „Bauernhof“, Chakra genannt, arbeitet ein Ehepaar- zwischen 65 und 75 Jahre alt. Alles ist Handarbeit. Wir dürfen durch die Anlage schlendern, probieren limon dulce- hat die Grösse einer Grapefruit, die Form einer Orange und die Farbe einer Zitrone, der Geschmack entspricht ebenfalls einer Mischung aller dreien. Weiter treffen wir auf Bananen (die Beste, die wir je gegessen haben- frisch vom Baum), Ananas, Mango, Papaya, Yucca, eine Art Zuckerrohr und vielen kleineren Früchte.
Es ist ein faszinierendes Erlebnis das leider viel zu schnell vorbei geht. Nach einer knappen Stunde sitzen wir wieder im Boot und fahren unser Gepäck abholen.








In der Lodge können wir von der Menschheit Abstand nehmen. Keine Medien, kein Verkehr, kein Konsum. Die Natur ist einem nahe. Man ist ein Teil davon und trägt dazu bei, diese zu respektieren. Man hat nur zu gewissen Zeiten Strom und das warme Wasser bleibt ganz weg.
Für uns war dieses Erlebnis ungewohnt. Dadurch dass man nur die Reize der Natur hat und nur die Natur zählt, hat man sehr viel Zeit, um sich mit sich, seinen Gedanken, seinen Wünschen, seinen Leidenschaften und seiner Zukunft auseinanderzusetzen. Man wird sich bewusst, was man schätzt, was und wer einem wichtig ist und man merkt auch, was für einen zu Hause passt oder eben nicht. Man hat das Bedürfnis, all seine Gedanken und Erkenntnisse ins schwarze Moleskine- Buch zu notieren, weil sie in dem Moment so wertvoll sind. Man nimmt sich so viel vor, man möchte zu Hause so vieles starten, verstärken, suchen, finden. Die Seele baumelt hin und her. 



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